Zum Kennenlernen der neuen Hütte der Sektion Schwaben brachen wir auf zu einer Tour in die Granatspitzgruppe in den Hohen Tauern vom 02 - 05. August 2013.
Vor kurzem wurde die Sektion Sudetendeutsche als Regionalgruppe in die Sektion Schwaben integriert. Die Hochgebirgshütte liegt idyllisch an einem kleinen Bergsee auf einer Höhe von 2650 m umgeben von Kendlspitze (3085 m), Gradötz- (3063 m) und Nussingkogel (2989 m). Nach einer 6 stündigen Anfahrt (450 km) nutzen wir die Matreier Goldriedbahn um die ersten 1200 Höhenmeter bei sommerlicher Hitze und strahlend blauem Himmel zu überwinden. Auf dem aussichtsreichen Sudetendeutschen Höhenweg mit Blicken zum Großvenediger im Osten und dem Großglockner im Westen ging es bergauf und bergab auf schmalen Pfaden entlang von steilen Wiesen und über trockene Wasser- und Felsrinnen zur Dürrenfeldscharte (2816 m). Auf versichertem Steig durchkletterten wir eine Felswand hinunter und gingen über Schneefelder und Brücken zur Sudetendeutschen Hütte.Nach dem langen und schneereichen Winter konnten wir auf dieser Höhe noch viele Alpenblumen bewundern.
Nach ca.1000 hm im Aufstieg, vier Stunden Wanderzeit und 10 km Wegstrecke bezogen wir unsere Zimmer auf der Hütte.
Am Samstag wartete eine kleinere Tour zum Kleinen Muntanitz (3192 m) und Großen Muntanitz (3232 m) auf uns. Von der Sudetendeutschen Hütte ging unser Weg hinauf zum Wellachköpfle (2998). Kurz vor dem sanften Anstieg zum Gipfel war ein Schneefeld zu queren, das im letzten Drittel sehr steil war. Ein breiter abwechslungsreicher Weg mit kleiner Felskletterei führte zum Kleinen Munanitz. Nach einer kleinen Pause durchstiegen wir einen 40 m hohen Kamin abwärts und gelangten nach einer halben Stunde zum Großen Munanitz. Hier genossen wir das 360° Panorama: Großglockner, Wilder Kaiser, Großvenediger, Dolomiten und Karnische Alpen. Auf dem selben Weg gings zurück.Tourdaten: Weglänge 7,5 Kilometer, 700 hm, reine Wanderzeit 3 1/2 Stunden.
Die nicht Ausgelasteten gingen nach einer Pause auf der Hütte zum Großglocknerblick (2826 m). Der Weg führte über den Grat einer Endmoräne. Dies war eine Genusstour. Wir hatten viel Zeit um die Vielfalt der Blumen und Pflanzen, Schneealgen, Steinformationen und umliegenden Gipfel zu betrachten und zu fotografieren.
Am Sonntag traf die Gewitterfront für uns glücklicherweise nicht wie vorhergesagt gegen Mittag sondern erst am späten Nachmittag ein. Das Ziel für die ganze Gruppe war die Kendlspitze, deren steiler Aufstieg im groben Geröll wir täglich von der Hütte einsehen konnten. Der erste Teil des Weges bis zur Dürrenfeldscharte war uns bereits vom ersten Tag bekannt. Wir überquerten stetig bergauf leichte Schotterfelder, die teils mit Schnee bedeckt waren. Dann ging es in Serpentinen sehr steil im groben Geröll auf sandigem Untergrund zur genussvollen Schlusskletterei zum Gipfelkreuz, wieder mit traumhaftem Rundblick. Auf gleichem Weg ging es zurück bis zum Abzweig zur Gradötzspitze. Hier trennte sich die Gruppe. Den einen Teil drängte es zum Bier auf die Hütte, den anderen zur Mittagsrast mit "Gipfelliegen", eine bei dieser Tour erfundene neue Disziplin. Peter stürmte zur Gradötzspitze.
Tourdaten: Länge 4,5 km, reine Wanderzeit 3 Std., 460 hm.
Der Blick zum Himmel gegen 13.00 Uhr ließ fünf Teilnehmer die Tour zur Nussingscharte in Angriff nehmen. Vorbei an Schafen und originellen Wegmarkierungen, die uns an Nikoläuse erinnerten, über saftige Wiesen, unterhalb von interessanten Felsen, erreichten wir die Nussingscharte (2741 m). Der Großvenediger war zum Streicheln nah! Mit einem drohenden Unwetter im Nacken eilten wir zur Hütte zurück. Noch während wir uns stärkten vertrieben Sonne und Wind die Wolken. Übermütig wollten wir fünf noch die Gradötzspitze erklimmen. Doch nach 150 m Höhenmeter zwang uns das nun doch hereinbrechende Gewitter zur Umkehr. Trockenen Fußes erreichten wir die Hütte und schon setzte heftiger Regen ein.
Am Montag wurden mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel geweckt.
Über Wiesen, vorbei an Wasserfällen, durch einen herrlichen Lärchenwald gelangten wir zur Steineralm. Kaiserschmarrn war angesagt! Weiter hinunter über einen schönen Aussichtspunkt am Falkenstein erreichen wir den Parkplatz in Glanz (1000 hm Abstieg) um die Heimreise anzutreten.
Die Granatspitzgruppe bietet interessante, aber anspruchsvolle Wanderungen auf zum Teil ausgesetzten Graten, versicherten Steigen und Kaminen und über steiles, grobes Geröll. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und sicheres Gehen ohne Sicherung im versicherten Steig ist erforderlich. Zudem ist in dieser Höhe mit zum Teil steilen Schneefeldern zu rechnen, die am Morgen verharscht sein können.
Text und Bilder
Ute Kalke/Christa Müller