Während dieses Jahr in Stuttgart Anfang Oktober das zentrale Fest der nationalen Einheit gefeiert wurde, nutzten acht Bergbegeistere aus Böblingen und Umgebung das verlängerte Wochenende zu einer Mehrtagestour im Grenzgebiet zwischen Vorarlberg und der Schweiz. Im schönen Rätikon wanderten sie von Gargellen im Montafon nach Partnun in der Schweiz und wieder zurück ins Montafon. Dabei genossen sie nicht nur das tolle herbstliche Panorama der schweizerischen und österreichischen Bergwelt. Unter der umsichtigen Führung ihres Guides Thomas Neugebauer wurde der Fokus auf das Begehen von Klettersteigen gelegt.
Gleich am ersten Tag, nach einem relativ kurzen Anstieg, wurde bei Kaiserwetter der Rongg Wasserfall Klettersteig erreicht. Dieser Steig beginnt mit einer Seilbrücke und einer überhängenden Wand. Er verläuft direkt neben einem spektakulären Wasserfall, wobei man sich bis zu 55 Meter über dem Boden befindet. Nach einer anstrengenden, aber schönen Tour über den Sarotlapass wurde abends die kleine schweizerische Alpe Partnun erreicht.
Schon früh am nächsten Morgen ging es über einen langen und steilen Anstieg zum Sulzfluh-Klettersteig. Dieser besteht aus senkrechten Leitern und vielen Eisenklammern, ist zum Teil sehr kraftaufwändig und manchmal überhängend zu klettern. Eingebaut sind ein 6 m langer Seilsteg und einer ca. 4 m lange Leiterbrücke, über die man schließlich zu der langen und nahezu immer senkrechten "Klagemauer" gelangt. Nach einer Kletterzeit von 2 ½ Stunden erreichte die Gruppe den 2.817 m hohen Gipfel der Sulzfluh. Doch damit war noch nicht genug geklettert. Auch der Abstieg erfolgte über einen weiteren imposanten Klettersteig, den Gaulablick –Höhlen Klettersteig. Dies ist ein schöner mittelschwerer Klettersteig auf der Nordseite der Sulzfluh. Highlight ist die in den Steig eingebundene ca. 350 m lange Gaulablickhöhle. In deren Dunkelheit benötigt man wie ein Höhlenforscher unbedingt eine Stirnlampe. Nach diesem Klettersteig und einem schier endlos erscheinenden Abstieg erreichten die mehr oder weniger erschöpften Kletterer die Lindauer Hütte. Abends wurden noch Kletterknoten geübt, um für die geplanten weiteren Herausforderungen an den kommenden zwei Tagen noch besser gerüstet zu sein.
Doch am nächsten Morgen war alles grau in grau, es regnete wie aus Kübeln. Bei anhaltend schlechter Wetterprognose entscheid sich die Gruppe schließlich, die weiteren Berge wie die Drusenfluh und die ursprünglich ins Auge gefassten Klettersteige auf ein anderes Tourenwochenende zu verschieben. Die allermeisten wanderten über die Tilisunahütte und den mit tibetischen Gebetsfahnen geschmückten Plaseggenpass zurück nach Gargellen. In einem Cafe in Tschagguns traf man sich wieder mit dem Rest der Gruppe, die den direkten Abstieg von der Lindauer Hütte gewählt hatte. Bei zwischenzeitlich leicht aufklarendem Wetter konnten die Autos gepackt werden; die Heimfahrt erfolgte bei anhaltendem Regen.
Hans Säurle