Der Wetterbericht und die Schneelage verhießen vom 03. bis 06. Januar nicht gerade eine weißgepuderte Fortbildung „Erlebnis Winter für Familiengruppenleiter“, zu der ich mit meinem Sohn und 18 weiteren Teilnehmern in die Jugendbildungsstätte des DAV nach Hindelang angereist bin. Das heiß begehrte Thema Iglu-Bau mit Übernachtung, das von Kindern wie Erwachsenen gleichsam favorisiert war, wurde erst einmal zurückgestellt. Doch die folgenden Tage zeigten uns, dass sich mit dem vorhandenen Schnee, der dann stellenweise 300 Meter höher in der Umgebung von Oberjoch gar nicht so wenig war, einiges anfangen lässt. Das kann abseits der Pistengaudi enorm viel Spaß und Erlebnis bringen, wenn man sich den Gegebenheiten vor Ort anpasst. Und zuallerletzt kamen wir dann doch noch zu einem Iglu. Zunächst einmal ging es mit den Kindern, die mit einem Forscherauftrag versehen wurden, ins Weissenbachtal, wo wir auf Schneeschuhen am Bach entlang das Tal hinaufstiegen. Tierspuren und Pflanzen sowie vereiste Wasserläufe wurden erkundet und nach Aufteilung in zwei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade trafen wir auf einer Freifläche wieder zusammen. Mithilfe von Lawinenschaufeln und Schneekugeln modellierten wir einen gemeinsamen Tisch für ein überaus dekoratives und wohlschmeckendes Buffet aus den klein geschnippelten Lunchpaketen von Orangen, über Wurst und Käse bis zu Keksen und Schokolade, die in Ornamenten angerichtet wurden.
Nach einem Startsignal wurden neue Kombinationen wie Orange mit Lebkuchen oder Käse mit Schokolade getestet. Inspiriert und gestärkt machten wir uns daran eine Kugelbahn von 25 Meter Länge bergab zu konstruieren auf der Äpfel gegen Orangen antraten im Zieleinlauf die ersten zu sein. Bergab ging es für uns auf dem Rückweg um einiges schneller und so schafften wir es noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu den Autos. Die Kinderbetreuer brachten nach dem Abendessen die Kinder ins Bett und so konnten die Erwachsenen sich noch spannenden Themen wie Iglu-Bau, Lawinenkunde, Schneespiele und Naturerfahrungen in der Theorie widmen. Am folgenden Tag wurde auf einem Hochmoor ein Schneeparcours aufgebaut, in dem die neu ausgelosten Familien jeweils eine Station vorbereiteten. So konnten unsere Gämsen -, Schneehuhn -, Adler- Familien ein Parcours mit einer Schneeballminigolfanlage, einem Labyrinth, Türmchen-Bau, einer LVS Suche und Biathlon Geschicklichkeitslauf ausprobieren. Alle waren voller Enthusiasmus mehrere Stunden in dieser herrlichen verschneiten Gegend mit Bauen und Ausprobieren beschäftigt und das keine Sonne schien, hat unsere Stimmung kein bisschen trüben können. Es gab wieder ein Schneebuffet und auch diesesmal wurde es wieder dunkel als wir die Autos erreichten. Am letzten Tag begaben wir uns wieder, wie immer auf Schneeschuhen, ins Hochmoor, um einen Zauberwald aus Schneeskulpturen zu errichten. Da die Sonne den harschigen Schnee noch nicht in einen Zustand guter Modellierbarkeit versetzt hatte, drehten wir noch eine Runde durch das Moor auf der Suche nach Tierspuren und erfuhren so manches über Hase, Fuchs und Reh. Nach kurzer Zeit gab es Drachen, Schlangen und sogar ein fast vollendetes Iglu zu bestaunen, die wir gemeinsam in unserem angelegten Zauberwald errichteten. Schade eigentlich, dass wir nicht länger bleiben konnten. Nun ging es aber schon wieder nach einem letzten Mittagessen und Abschlussrunde, bei der auch die Ergebnisse der Kinder mit ihren Kinderbetreuern gewürdigt wurden, zurück auf die Autobahn. Wir eilten nach Hause, um den Daheimgebliebenen von Schnee, Bergen, Schneeschuhen und Zauberwäldern zu berichten. Das winterliche Gebirge bietet viel mehr als nur Ski und Snowboard fahren. Zur Freiheit des Bergsteigens gehört auch, die Vielfalt der Erlebnismöglichkeiten zu nutzen, den Kindern das Spielerische abzuschauen, der Phantasie Platz zu schaffen, und mit der Zeit anders umzugehen. Dann kann der Winter ruhig kommen. Ich freue mich auf ihn.
Text Jürgen Kalke, Bilder Jürgen Kalke, Lena Behrendes